Unterhaltung, etwas zum Lesen
Fliegen lernen, eine suuper Methode!!

Vergeßlichkeit ist menschlich, aber in der Fliegerei lebensgefährlich.

Auf einem Vorfeld warten zwei amerikanische Flugschüler, lässig an ihr Flugzeug gelehnt, auf ihren Lehrer. Sie machen sich über den Eifer lustig, mit dem ein älterer Herr, ab und zu auf einen Zettel blickend, unter sein Flugzeug kriecht, die Motorverkleidung öffnet, an den Rudern rüttelt Der hinzukommende Fluglehrer hört sich das Gespött einige Zeit an und fragt dann: „Wißt Ihr eigentlich, wer das da drüben ist? Das ist Charles Lindbergh.“

Ritter der Lüfte aus  DULV INFO Nr. 3/2003         download als .pdf

Meine ultraleichten Fluglehrer oder Ode an den Mut der Verzweifelten

Ist es Beruf, ist es Berufung, Fluglehrer zu werden? Ist es luft-geborene Besessenheit, täglich zahllose Male abzuheben und wieder aufzuschlagen, mehr oder weniger heftig? Oder ist es schlichter Broterwerb, mit der Illusion, Beruf und Leidenschaft zu verbinden, die einen Christenmenschen hinters Katheder der Luft zwingt? Dort geht es nämlich selten heiter zu. Ist es heiter, ist es meistens für den Schüler zu bockig und man bleibt am Boden.

Der Schüler hat Angst um sein fliegerisches Fortkommen, der Lehrer Angst um sein fliegerisches Renommee, und das verträgt sich nicht. Als Fluglehrer braucht man Mut und eine Portion Unbekümmertheit, eine Art Draufgängertum, das in krassem Gegensatz zur bürokratischen Pingeligkeit steht, mit der man dem Luftsäugling die Sitten und Gebräuche, will heißen die Vorschriften und Notabenes der luftigen Gesetze beizubringen hat. Beim fünften Flugschüler am Tag erscheint die Überwachung seines Vorflugschecks so überflüssig wie ein Eier schlürfender Hund auf einem Hühnerhof und doch so wichtig fürs Überleben. So lästig und doch so lebenswichtig.

Das erfordert Disziplin und nochmals Disziplin, aus deren Zwangs-Jackett sich der Fluglehrer erst in der Fliegerkantine am Abend entlassen kann

Sie fliegen mit dem Mut der Verzweiflung über diese Widersprüche. Mumm aber haben sie alle!

Nicht nur der Schüler vertraut sich dem Lehrer an, auch der Lehrer vertraut sich dem Schüler an. Unwissend wie ein neugeborenes Schwein hat der Flugsäugling jederzeit die Möglichkeit zum entscheidenden Fehler, der unkorrigierbar und fatal ist. Vor zwei Jahren gab es einen Absturz, als der Flugschüler die Maschine überzogen hatte und in Panik den gezogenen Knüppel nicht mehr freigab.

Hütet Euch also vor den Panikbeladenen! Die zweite Heimat des Fluglehrers ist tagsüber der Platz und abends die Fliegerkneipe: Betrunken, sagt er, betrunken sei er erst, wenn er nicht mehr auf dem Fußboden liegen könne, ohne sich festzuhalten. Auf dem Platz kennt er jeden Grashalm und in der Kneipe jedes Fliegergroupie. Die braucht er für die rückwärtigen Dienste, denn nur die Groupies haben Verständnis, dass er nur liebt, wenn kein Flugwetter ist.

“ Kühner Flieger, steig mit mir in die Wolken, der Sonne entgegen oder auch mal ins Bett!“

Immerhin steht der Fluglehrer in der Platzhierarchie ganz oben. Das ist am leutseligen Grüßen nach links und rechts zu erkennen, wenn er wiegenden Schrittes das Vorfeld durchmisst. ,,Das waren alle mal meine Schüler“, und werden es auf ewig bleiben, das ganze Leben. Ein missbilligender Blick, eine kurze Bemerkung: ,,Hast ein bisschen zu früh abgefangen vor der Schwelle“, zementiert noch nach Jahren das abgestammte Hierarchieverhältnis.

So wie viele Lehrer ihre Schüler, viele Ärzte ihre Patienten und die Ober ihre Gäste hassen, so hassen auch Fluglehrer ihre Flugschüler, könnten sie doch ohne diese jetzt am Norwegerpullover weiterstricken, Zeitung lesen und in Santo Domingo oder Belize am Strande liegen, alles besser als Platzrunden dreschen und hart aufsetzen. Manchen hat die ewige Wiederkehr des ewig Gleichen (Nietzsche über das Platzrundenfliegen) verbittert und zum Griesgram gemacht: ,,Womit habe ich, der ich im vorigen Leben ein Kondor, ja ein Albatros war, dies verdient?“

Um sich übers Kümmerliche zu erheben, hat der Fluglehrer noch die Markenvertretung eines Flugapparates. Und wehe, der flügge Schüler geht dann markenfremd, dann ist es aus mit lustig: ,,Was, willst Du mit  dem Jammervogel beim Maskenball auftreten?“

Am besten für den Schüler ist es, wenn er zwei Fluglehrer hat: Was dem einen nicht recht ist, ist dem anderen billig!

Das macht zwar flexibel, verdoppelt aber die Stundenzahl: Also, jetzt mit Philippe, das heißt, Libelle immer schön zentriert und flache Gleitwinkel beim Anflug. Willem war das wurscht, dafür musste man fast im Sturzflug runter und heftig abfangen. Philippe kam von der Verkehrsfliegerei und Willem war der Erfahrene und außerdem der Flugschulbesitzer im mistralgezausten Courbessac. Am Ende sind sie dann zusammen geflogen, Lehrer und Oberlehrer, um es sozusagen auszuschießen: Ober schlägt Unter. Viele Fluglehrer trauen dem Teufelsbraten Flugschüler nicht und heißen ihn genau das Quäntchen zu früh abfangen, das zwar meistens die Landung versaut, ihnen aber noch eine winzige Eingreiffrist gestattet. Von meinen sechs Fluglehrern sind drei so verfahren, besonders Philippe. Ich war ja sein erster Flugschüler. Wie oft habe ich ihn beim Landeanflug in der alten Fledermaus Chickinox angefleht: ,,Bitte nichts machen, ich mach‘s alleine, ne touchez pas“ – und wieder – Sakrament – hat er reingelangt!

War das dann eine Lust mit dem alten Hasen Willem oder dem Exlegionär und Militärflieger Hans, die mich in Ruhe ließen. Abhilfe schafft hier nur der abgeschnittene Hemdkragen, der Alleinflug. Ich habe sie manchmal verflucht, meine Fluglehrer, wenn sie mal wieder reingelangt hatten.

,,Der Anflug war schbidze‘ aber beim Ausschweben musst du …… , aber immer habe ich sie geliebt und voller Dankbarkeit ihren Mut und auch ihre Geduld bewundert.

Hoch sollen sie leben, lange sollen sie fliegen, Frankie, Philippe, Martin, Willem, Eugene et les autres!

Peter Falb

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Der Reiseführer “ Per Anhalter durch die Galaxis” sagt folgendes zum Thema Fliegen:
Es ist eine Kunst, sagt er, oder vielmehr ein Trick zu fliegen. Der Trick besteht darin, dass man lernt, wie man sich auf den Boden  schmeißt, aber daneben. Such dir einen schönen Tag aus, schlägt er vor, und probier’s. Der erste Teil ist ganz leicht. Er erfordert nichts weiter als schlicht die Fähigkeit, sich mit dem ganzen Gewicht nach vorn zu werfen, und den festen Willen, sich nichts daraus zu machen, daß es weh tut.
Das heißt, es wird weh tun, wenn es einem nicht gelingt, den Boden zu verfehlen.
Den meisten Leuten gelingt es nicht, ihn zu verfehlen, und wenn sie es dann erst recht versuchen, besteht die große Wahrscheinlichkeit, daß es ihnen mit ziemlicher Wucht nicht gelingt, ihn zu verfehlen. Zweifellos ist es dieser zweite Teil, nämlich das Verfehlen, der Schwierigkeiten bereitet.
Das eine Problem ist, daß man den Boden zufällig verfehlen muß. Es hat keinen Zweck, sich bewußt vorzunehmen, den Boden zu verfehlen, denn das schafft man nicht. Man muß sich plötzlich von irgendwas ablenken lassen, wenn man auf halbem Wege ist, so daß man nicht mehr über das Fallen nachdenkt oder über den Boden oder darüber, wie weh es tun wird, wenn es einem nicht gelingt, ihn zu verfehlen.  Es ist bekanntlich äußerst schwierig, die Aufmerk- samkeit während des Sekundenbruchteils, den man zur Verfügung hat, von diesen drei Dingen abzulenken. Daher das Scheitern der meisten Leute und schließlich ihre Ernüchterung über diesen so anregenden und ausgefallenen Sport. Wenn man jedoch das große Glück hat, im entscheidenden Augenblick ganz kurz abgelenkt zu werden, sagen wir mal durch ein prachtvolles Paar Beine (Fühler, Scheinfüßchen – je nach Gattung und/oder persönlicher Neigung) oder durch eine Bombe, die in der Nähe explodiert, oder dadurch, daß man plötzlich auf einem nahegelegenen Ast eine äußerst seltene Käferart krabbeln sieht, dann wird man in seiner Verwunderung den Boden total verfehlen und nur wenige Zentimeter über ihm in einer Weise schweben bleiben, die vielleicht ein ganz klein bißchen dämlich wirken könnte. Das ist der Moment höchster und heikelster Konzentration.
Laß dich treiben und schwebe, schwebe und laß dich treiben.
Unterlasse alles Nachdenken darüber, wie schwer du eigentlich bist, und lasse dich einfach etwas höher tragen.
Hör nicht drauf, was in dem Moment die Leute zu dir sagen, denn höchst- wahrscheinlich sagen sie nichts Hilfreiches. Höchstwahrscheinlich sagen sie irgend etwas Ähnliches wie: „Du großer Gott, du kannst doch unmöglich fliegen!“ Es ist ungeheuer wichtig, ihnen keinen Glauben zu schenken, oder aber sie haben augenblicklich recht. Laß dich höher und höher tragen. Versuche ein paar Sturzflüge, ganz vorsichtig zuerst, dann schwebe über die Baumkronen weg und atme gleichmäßig.          WINKE NIEMANDEM ZU.
Wenn man das ein paarmal gemacht hat, wird man entdecken, daß der Augenblick der Ablenkung rasch immer leichter zu erreichen ist.
Dann wird man alles lernen, was man zur Kontrolle des Fluges, der Geschwindigkeit, der Manövrierfähigkeit braucht, und derTrick besteht normalerweise darin, daß man nicht zu heftig darüber nachdenkt, was man machen will, sondern daß man es einfach geschehen läßt, als geschehe es sowieso.
Man wird auch lernen, wie man richtig landet, das ist etwas, was man beim ersten Versuch ziemlich sicher durcheinanderbringt, und zwar gründlich.
Es gibt private Flugvereine, denen man beitreten kann und die einem helfen, den überaus wichtigen Moment der Ablenkung zu erwischen. Sie heuern Leute mit frappierenden Körpern oder Meinungen an, die im kritischen Augenblick hinter irgendwelchen Büschen hervorgestürmt kommen und sie einem zeigen und/oder auseinandersetzen. Nur wenige echte Hitchhiker werden in der Lage sein, in so einen Verein einzutreten, aber einige werden dort vielleicht mal einen Aushilfsjob bekommen.
         Douglas Adams      (Aus: „Das Leben, das Universum und der ganze Rest“)